Heusauna

Heusauna

Schwitzen in der Heukammer

Heu klingt nach duftender Bauernhof-Idylle, Geborgenheit und Kindheitserinnerungen mit allen Sinnen. Der saubere, süßliche Geruch von Heu schmeichelt, Staub und feine Graspartikel kitzeln in der Nase. Sauna dagegen ist erst einmal Hitze, Dampf und Schwitzen. Bei 90 Grad Celsius und gesättigter Luftfeuchtigkeit dreht gefühlt der Körper von innen nach außen. Wie kommen diese beiden Gegensätze zusammen?

Tatsächlich ist die Heusauna sehr entspannend und gilt als kreislaufschonende Variante. Das Klima in der Kabine ist beruhigend und wird als überaus angenehm empfunden. Und Allergiker und Allergikerinnen? Die dürfen sich bedingt ebenfalls in der Heusauna entspannen. Denn nicht jeder Mensch mit Heuschnupfen leidet hier.

Was ist eine Heusauna?

Mit etwa 60 Grad Celsius ist die Heusauna deutlich kühler als die klassische finnische Sauna. Sie gilt deshalb als sehr verträglich. Aber auch hier herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. In der feuchten, warmen Luft werden die ätherischen Öle des Heugrases freigesetzt. Das erklärt das intensive Dufterlebnis in der Heusauna, die somit alle Sinne anspricht. Wellness, Schwitzkur und ein Fest für die Wahrnehmung kommen hier also zusammen.

Die ätherischen Öle nimmt Ihr Körper nicht nur über die Atemwege auf. Sie dringen auch in die Haut ein, zusammen mit der Feuchtigkeit in der warmen Luft. So können die verschiedenen Substanzen in der Haut und in der darunter liegenden Muskulatur wirken. Sogar in den tiefer liegenden Muskeln verbessert sich die Durchblutung.

Heusauna ist heilsam – bei verschiedenen Krankheitsbildern

Natürlich heilt eine Heusauna keine Krankheiten. Aber die ätherischen Öle, die in der Heusauna freigesetzt werden, empfinden viele Menschen mit bestimmten Krankheitsbildern als wohltuend bis heilsam. Beim Saunieren stehen immer das Wohlbefinden und das subjektive Gefühl im Mittelpunkt – aus diesem Grund ist das heilsame Empfinden eine sehr wertvolle Erfahrung. Positiv beeinflusst von einer Heusauna werden Beschwerden wie:

  • Fibromyalgie
  • Hautunreinheiten und
  • Rheuma

Die Wirkung ist einerseits auf Entspannung und Beruhigung zurückzuführen (das seelische und geistige Befinden beeinflusst das körperliche Befinden ebenso stark wie umgekehrt), andererseits auf die leicht entzündungshemmende Wirkung der im Heu enthaltenen Öle. Wichtig ist natürlich, dass das Heu die entsprechende Qualität aufweist: Sind die Öle aufgrund minderer Qualität nicht enthalten, können sie logischerweise auch nicht freigesetzt werden. Wird in der Saunakabine wirklich Heu verwendet, sollte das immer Bio-Heu sein. Denn konventionell produziertes Heu kann Schadstoffe enthalten, die in der feuchten Hitze der Sauna freigesetzt werden. Idealerweise ist das Heu sanft und vollständig getrocknet.

Und was tun Allergiker und Allergikerinnen?

Der Anteil der Menschen in der Bevölkerung, die unter Allergien leiden, steigt permanent. Heuschnupfen ist weit verbreitet. Und im Heu sind natürlich die Pollen und andere pflanzliche Bestandteile enthalten, die in der Heusauna in die Luft geraten. Reagieren Sie auf Gräser und im Heu enthaltene Pflanzen oder Pflanzenteile allergisch, sollten Sie die Heusauna meiden. Wer dagegen beispielsweise „nur“ auf Erdnüsse allergisch reagiert, kann vermutlich bedenkenlos saunieren (Kreuzallergene müssen abgeklärt werden). Denn im Heu von einer Allgäuer Bergwiese sind aller Wahrscheinlichkeit nach keine Erdnuss-Bestandteile enthalten. Idealerweise wissen Sie also genau, worauf Sie allergisch reagieren.

Eine Sonderstellung haben Menschen mit asthmatischen Erkrankungen inne: Sie reagieren oft auf ganz unterschiedliche Dinge, manchmal auch nur auf Mischungen von Stoffen, die einzeln nicht problematisch sind. In diesem Fall sollten Sie sich den Besuch der Heusauna gut überlegen und gegebenenfalls mit Ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin Rücksprache halten.

Unterschied zur Kräutersauna

Heu enthält neben Gras viele Blühpflanzen und Wiesenkräuter. Warum also nun Heusauna und nicht Kräutersauna? Die Kräutersauna verwendet klassisch keine natürlichen, getrockneten Kräuter. Stattdessen arbeitet sie mit Konzentraten zur Beduftung. Diese Konzentrate sind aus jeweils bestimmten Kräutern in einer klaren Duftnote hergestellt: Die Mischung „Heublume“ riecht natürlich ganz ähnlich wie die Heusauna, bei „Fichtennadel“ dagegen wähnt man sich eher in einem dunklen Märchenwald. Aber auch Kräuteraufgüsse wie Kamille oder Lavendel, Minze oder Eukalyptus gibt es. Bei diesen Aufgüssen werden ebenfalls ätherische Öle freigesetzt. Diese Öle wirken über die Haut, wie bei der Heusauna, aber auch über die Atmung.

Temperaturen und Luftfeuchtigkeit ähneln sich bei Heusauna und Kräutersauna: Bei etwa 45 bis 60 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 50 Prozent genießen Sie hier eine besonders kreislaufschonende Version der Sauna.

Da in der Kräutersauna mit Aufgüssen und Konzentraten statt mit getrockneten Pflanzen gearbeitet wird, ist diese Sauna auch für Menschen mit Pollenallergien besser geeignet. Da die ätherischen Öle über Haut und Atemwege aufgenommen werden, sollten Sie als Allergikerin oder Asthmatiker dennoch mit ihrem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin Rücksprache halten, ob ein Besuch angebracht ist.

Ablauf in der Heusauna

Kreislauf über Sport in Schwung bringen, ruhen, kalte Duschen, warme Duschen, Fußbäder, Spaziergänge, Saunagänge, und das in festgelegten Reihenfolgen und Zeiten: So kennt man Sauna in Deutschland. Natürlich ist es möglich, die Sauna zu ritualisieren. Der Glaube soll ja bekanntlich Berge versetzen. Sie dürfen Sauna und insbesondere die kreislaufschonende Heusauna aber auch einfach genießen. Heizen Sie die Saunakabine auf. Bringen Sie sich in die richtige Stimmung für die Sauna, wenn Sie es noch nicht sind. Schichten Sie das Heu lagenweise in der Verdampferschale und erfreuen Sie sich am zarten Gefühl der trockenen Blätter und Blüten in Ihren Händen. Atmen Sie tief durch und nehmen Sie schon einmal eine Nase voll Heuduft! Und dann genießen Sie einfach. Sie dürfen in der Heusauna bleiben, so lange Sie sich wohlfühlen.

Achten Sie aber darauf, ausreichend zu trinken. Sie saunieren, um Ihrem Körper etwas Gutes zu tun – trinken Sie also viel Wasser oder Fruchtschorlen, essen Sie frisches Obst. Die Heusauna tut Ihnen gut, und das tut sie mit fünfminütigen Saunagängen und einer anschließenden lauen Dusche genauso wie mit halbstündigen Saunagängen, Tauchbädern in Eiswasser und einem Spaziergang davor und danach. Fühlen Sie sich einfach wohl. Wer aus der Sauna ein Dogma macht, ist selbst schuld.

Allerdings sollten Sie die kreislaufschonende Bio-Sauna (und das ist eine Heusauna) nur nutzen, wenn Sie körperlich gesund sind und sich wohlfühlen. Generell sollten schlanke, zierlich gebaute Menschen, Jugendliche und Kinder sowie gesundheitlich beeinträchtige und ältere Personen eher kürzere Saunagänge unternehmen.

Heusauna vs. Heubad

Seit einigen Jahren werben Wellness-Einrichtungen und Bäder mit dem Heubad. Wie unterscheidet sich das von der Heusauna? Zuerst einmal fördert ein Heubad die Durchblutung und regt Kreislauf und Stoffwechsel an. Das Immunsystem wird gestärkt, und das Bad macht sich positiv in Ihrem Hautbild bemerkbar. Rheumatische Beschwerden und Gelenkerkrankungen werden gelindert, und die ätherischen Öle im Heu sind auch bei Heubad beruhigend, krampflösend und entzündungshemmend.

Für ein Heubad in der Wanne wird Heu in Wasser eingeweicht. Dadurch sind die enthaltenen Pollen und Staub gebunden, für Allergikerinnen und Allergiker ist das also eine geeignete Anwendung. Alternativ können Sie beim klassischen Heubad auch einfach so in erwärmtem Heu (ohne Wasser) baden. Dabei ist das Heu nur locker zusammengesetzt, der Wärmeschub für den Körper fällt also sehr mild aus. Das feuchtwarme Heu fühlt sich auf Ihrer nackten Haut erst einmal ungewohnt an, wird von den meisten Menschen aber als sehr angenehm empfunden. Klassisches Heubad bedeutet, dass das erhitzte, feuchte Heu direkt auf der Haut aufliegt, Sie also sprichwörtlich im warmen Heu baden.

Bei der Heusauna dagegen befindet man sich, ganz klassisch für die Bio-Sauna, in einem erwärmten Saunaraum. Das Heu wird als Aufguss oder in einer Verdampferschale eingebracht und kommt nicht in direkten Kontakt mit der Haut. Dementsprechend werden die freigesetzten ätherischen Öle auch anders und vor allem in einer anderen Konzentration vom Körper aufgenommen als bei einem Heubad.

Gibt es Heu auch als Aufgusskonzentrat?

Das gibt es durchaus, auch in der Heusauna können wie in der herkömmlichen finnischen Sauna Aufgüsse mit Heuaufgusskonzentrat durchgeführt werden. Aber ganz ehrlich: Kann so ein Konzentrat im Aufguss auch nur entfernt an den originalen Duft von warmem Heu herankommen? Wenn es nur um ein bisschen Ambiente und Geruch geht, ist das Konzentrat durchaus als tauglich anzusehen.

Aber die heilsamen Wirkungen von Heu, die rundum hautberuhigende und durchblutungsfördernde sowie entzündungshemmende Wirkung der Sauna mit echtem Heu darf man hier nicht erwarten. Und es gibt noch ein Problem: Was ist im Konzentrat überhaupt enthalten? Idealerweise besteht es aus natürlichen Aromen und natürlichen Inhaltsstoffen. Für einen intensiveren Duft, Haltbarkeit und Farbe mischen einige Hersteller aber auch naturidentische und synthetische Stoffe in das Konzentrat. Und das kann für Allergiker und Asthmatikerinnen wiederum zum Problem werden.

Die wenigen Aufgusskonzentrate mit ausschließlich natürlichen Heuaromen sind kostenintensiv in der Anschaffung. Der künstliche Duft von Heu ist günstiger, aber eben auch mit einem höheren Risiko hinsichtlich Unverträglichkeit behaftet.

Selbst machen sollten Sie die Heusauna auf gar keinen Fall: Wenn Sie getrocknete Gräser und Kräuter einfach mal auf den Saunaofen oder die Lavasteine legen, riskieren Sie einen Brand. Die wohltuende Wirkung der Heusauna wird sich auch nicht entfalten, denn durch das extrem schnelle Dorren der Pflanzen bei dieser Behandlung verpuffen die ätherischen Öle oder verbrennen sofort. Die Heusauna erfordert einen Mittelofen mit einer speziellen Verdampferschale, in der die Kräuter und das Heugras in Schichten gelagert werden.

Wo findet man Heusaunen?

Wer eine Sauna mit Mittelofen und Verdampferschale zu Hause hat, macht die Heusauna natürlich selbst. Aber auch einige Einrichtungen bieten die Heusauna an. Manche Schwimmbäder, Hotels und professionelle Saunaeinrichtungen bieten ebenfalls die Heusauna an. Wenn Sie in der Alpenregion oder in Tirol urlauben, stehen die Chancen gut, dass in Ihrer Unterkunft oder zumindest im Ort eine Heusauna steht, die Sie nutzen können. Fragen Sie doch einfach bei Ihren Herbergseltern nach!

Fazit

Als Bio-Sauna ist die Heusauna sehr viel körperschonender als die klassische finnische Sauna. Niedrigere Temperaturen und eine nicht ganz so hohe Luftfeuchtigkeit erhitzen Ihren Körper sanft. Das Heu sorgt mit den ätherischen Ölen für eine tiergehende Entspannung, kann Verkrampfungen und Schmerzen lösen. Wie jede andere Form der Sauna stärkt die Heusauna Ihr Immunsystem, regt den Stoffwechsel an und verbessert das Hautbild. Leiden Sie unter einer Pollenallergie oder Asthma, sollten Sie allerdings vorsichtig sein.

Quellen:

www.badlkultur.it/de/heubad-suedtirol/anwendung-wirkung.html
www.schadnerhof.it/de/urlaub-suedtirol/bauern-sauna.html
www.proudmag.com/heu-sauna-sommerlicher-alpenduft-in-der-sauna/
www.sportcenter-fuerstenhagen.de/sauna/

Foto: Depositphotos.com – rossandhelen

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