Mit dem Baby in die Sauna

Baby in der Sauna

Gesundheitsfördernd oder total verrückt? Wir klären auf

Mit dem Baby in die Sauna – gesundheitsfördernd oder völlig gaga? Über solche Fragen können vor allem die skandinavischen Völker nur schmunzeln. Denn dort hat das Saunieren mit dem Nachwuchs eine lange Tradition. Wie es funktioniert und was Eltern dabei beachten müssen, wird hier anschaulich dargestellt.

Die Finnen tun es seit je her und auch die Russen nehmen ihre Babys in die „Banya“ (russische Sauna). Hierzulande sorgt das Thema bei vielen Eltern noch für Stirnrunzeln. Dabei haben Wissenschaftler von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die Frage bereits geklärt.

Dürfen Babys in die Sauna?

Das Forscher-Team Al-Karawi, Jorch und Rissmann hat insgesamt 47 Babys im Alter zwischen drei und 14 Monaten beim Saunabaden begleitet [1]. Die Säuglinge hielten sich drei Minuten in einer typischen finnischen Sauna auf. Vorher waren die Babys 15 Minuten im Schwimmbecken gewesen.
Nach dem Saunagang untersuchten die Forscher alle Kinder und stellten weder eine erhöhte Temperatur, noch andere Nebenwirkungen fest. Die typische finnische Sauna hat eine Temperatur zwischen 60 und 90 Grad.

Auch der finnische Forscher Eero Jokinen hat zum Thema geforscht. Seiner Studie nach, bei der insgesamt 61 Kinder unterschiedlichen Alters teilnahmen, kann es ab einem Saunagang von 10 Minuten zu unerwünschten Effekten auf das Herz-Kreislauf-System kommen [2]. Bei allen 61 kleinen Probanden stiegen die Körpertemperatur und die Herzfrequenz beim Saunieren. Der Blutdruck blieb indes stabil. Nach dem Saunagang sank der Blutdruck vor allem bei Kindern unter 10 Jahren ab, zwei der Kinder kollabierten kurzfristig während des Abkühlens. Bei Kindern unter fünf Jahren nahm im Anschluss an den Saunabesuch das Herzschlagvolumen ab. Jokinen resümiert, dass das finnische Saunabad hohe Anforderungen an die Kreislaufregulierung eines Kindes stellt und empfiehlt insbesondere kleine Kinder während des Saunagangs sorgfältig zu beobachten.

Nutzen und Risiken

Schwitzen in der Sauna gilt als gut für die Gesundheit, das ist auch bei Babys und Kleinkindern der Fall. Allerdings müssen einige Voraussetzungen bezüglich Alter, Gesundheitszustand, Temperatur, Länge und Anzahl der Saunagänge stimmen, damit die Kleinsten vom Saunieren profitieren. Sind die Voraussetzungen erfüllt, gibt es folgende Vorteile:

  • Kinder stellen sich schneller auf die jahreszeitlichen Temperaturwechsel ein, wenn sie regelmäßig in die Sauna gehen.
  • Kinder haben dank regelmäßigen Saunabesuchen besser durchblutete Atemwegsschleimhäute und sind dadurch weniger anfällig für Krankheitserreger.
  • Kinder, die regelmäßig saunieren, haben weniger Muskelverspannungen, da die Wärme hilft, Verspannungen zu lösen.

Auf der Seite der Risiken steht vor allem potenzielles Überhitzen. Dem lässt sich durch kurze Saunagänge und ausreichendes Trinken vorbeugen, vorausgesetzt das Kind ist gesund.

Ein weiteres Risiko ist Angst. Bei verängstigten Kindern besteht die Gefahr, dass sie hyperventilieren.

Ab welchem Alter ist Sauna zu empfehlen (Baby, Kleinkind, Kind)

Eine allgemeingültige Altersgrenze gibt es nicht. Im „Saunaland“ Finnland nehmen manche Eltern schon sehr kleine Kinder im Alter von knapp einem Monat mit in die Sauna. Sie machen jedoch eine Minderheit aus. Die meisten finnischen Eltern warten, bis ihr Nachwuchs etwa vier oder fünf Monate alt ist, ehe sie ihn mit in die Sauna nehmen.

In Deutschland rät der Deutsche Sauna-Bund e.V. Babys erst ab dem vierten Lebensmonat und wenn sie die U4, also die vierte Vorsorgeuntersuchung, einwandfrei absolviert haben, mit in die Sauna zu nehmen.

Aus Sicht des Deutschen Hebammenverbands e.V. und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. ist das zu früh. Laut Edith Wolber (Deutscher Hebammenverband) sollte das Kind mindestens ein Jahr alt sein. Ulrich Fegeler (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte) rät sogar bis zum zweiten oder dritten Geburtstag zu warten.

In vielen Saunen, die spezielle Baby-Zeiten anbieten, herrschen klare Regeln, wenn es um das Alter, die Anzahl und Länge der Saunagänge sowie die Temperatur geht. Oft werden Babys erst ab dem sechsten Lebensmonat zugelassen, die Anzahl der Saunabäder auf zwei Mal bis zu fünf Minuten begrenzt und eine niedrigere Temperatur ohne Aufguss eingehalten.

Ab etwa drei Jahren können Kleinkinder alle Saunatypen nutzen, müssen aber weiterhin ständig in Begleitung eines Erwachsenen sein. Mit etwa sieben Jahren sind die meisten Kinder alt genug, um Unwohlsein oder Überhitzen effektiv zu erkennen und zu kommunizieren sowie selbstständig die Sauna zu verlassen. Sofern es sich um eine öffentliche Sauna handelt, gilt oft die Regel, dass Minderjährige bis zu einem bestimmten Alter aus Sicherheitsgründen nicht alleine Saunieren dürfen.

Wie läuft der Saunabesuch mit Baby ab?

Schwitzen, Abkühlen, Ausruhen und von vorne – so läuft der Saunabesuch bei Erwachsenen ab. Ein Saunabesuch mit Baby muss etwas angepasst werden.

Vor der Sauna heißt es Abduschen und ordentlich abtrocknen. Die Füße müssen warm sein, denn erst dann schwitzt es sich richtig. Babys und Kleinkinder gehen idealerweise ohne Windel in die heiße Kabine. Dort sollte es maximal 75 °C heiß, die Luftfeuchtigkeit bei höchstens 15 Prozent sein. Aufgüsse aller Art sind für Babys und (Klein-)Kinder ungeeignet.

Um das Saunieren kindgerecht zu gestalten, müssen die Wärme- und Abkühlphasen verkürzt und abgemildert stattfinden. Anfangs nicht mehr als drei Minuten in der Sauna sollten es sein. Mit Babys und Kindern gilt es dabei immer auf der untersten Bank zu sitzen.

Anschließend gibt es keinen Sprung ins eiskalte Becken. Stattdessen sollten Eltern mit dem Baby oder Kleinkind draußen ein paar Minuten lang einen Spaziergang unternehmen. Dabei sollte der Nachwuchs in ein Handtuch gewickelt und mit einer Kopfbedeckung versehen sein. Als Nächstes folgt eine lauwarme Dusche (um die 25 °C). Hat sich die Körpertemperatur des Kindes reguliert, kann ein zweiter und letzter Saunagang stattfinden.

Nach dem zweiten Saunagang eine längere Abkühl- und Ruhepause einlegen, ehe es wieder nach Hause geht.

Was sollte ich mitnehmen? (Liste fürs Baby & für die Eltern)

Für Baby oder Kind:

  • 2 – 3 Badetücher (größeres Handtuch zum Abtrocknen, kleineres Handtuch zum Daraufsetzen)
  • gegebenenfalls Bademantel (gut für den Spaziergang)
  • 1 – 2 Waschlappen (bei Reinigung und Abkühlung hilfreich)
  • Duschgel
  • wasserfeste, kleine Spielsachen
  • Getränke (nicht in Glasflaschen)
  • leichte Mahlzeiten (etwa Brei, Obst, Kekse)
  • Kinderbücher (auch zum Vorlesen während der Ruhepausen)
  • Windeln

Für die Eltern:

  • 2 große Handtücher (pro Person)
  • Bademantel
  • Badeschuhe
  • Duschgel
  • Getränke

Worauf muss besonders geachtet werden?

Wer zum ersten Mal mit dem Baby oder (Klein-)Kind in die Sauna geht, muss langsam und behutsam anfangen. Der Nachwuchs braucht Zeit, um sich an die neue Situation und vor allem an die Temperatur zu gewöhnen.

Hilfreich ist, eine nicht besonders warme Sauna (zwischen 40 und 60 °C, kein Aufguss) zu wählen und es auf einen Saunagang zu beschränken. Das Kind darf nie alleine bleiben und sollte jederzeit genau beobachtet werden. Gibt es Anzeichen, dass der Nachwuchs nicht gut auf die Wärme reagiert, gilt es das Saunieren sofort abzubrechen. Je nachdem, wie das Kind die Sauna mag und verträgt, können beim nächsten Mal eine wärmere Kabine gewählt und bis zu zwei Saunagänge absolviert werden.

Grundsätzlich gilt:

Ist ein Baby oder Kind geschwächt, etwa durch einen Infekt, Husten, Schnupfen, Fieber, Durchfall oder Erbrechen, ist vom Saunabesuch abzusehen, da die Hitze den Kreislauf überfordern könnte.

Chronische Erkrankungen, Herzfehler, Hautleiden, offene Wunden und kurz zurückliegende Operationen sind ebenfalls Gründe, warum ein Kind nicht in die Sauna gehen sollte. Der geschwächte Kinderkörper könnte mit der Wärmeregulierung überlastet sein. Zudem könnte es zum Aufflammen einer bestehenden Erkrankung kommen. Das ist etwa bei Neurodermitis der Fall, warnt Prof. Dr. med. Thomas Rupprecht, Leiter des pädiatrischen Bereichs am Klinikum Bayreuth. Potenzielle Erkrankungen werden im Rahmen der U4 abgeklärt. Daher kann es sinnvoll sein, diese Vorsorgeuntersuchung abzuwarten.

Saunabesuch im Vergleich zum Babyschwimmen

Babyschwimmen macht praktisch jedem Kind großen Spaß. Zudem gilt es beim Babyschwimmen den Bewegungsspielraum der Kleinen zu erweitern, ihr Vertrauen in die eigenen körperlichen Fähigkeiten zu fördern und ein gutes Körpergefühl zu etablieren. Das Plantschen trainiert die Muskeln, die Beweglichkeit und das Gleichgewicht der Kleinen. Außerdem festigt die gemeinsame Zeit im Pool mit Mama oder Papa die Eltern-Kind-Beziehung.

Beim Saunabesuch gibt es ganz andere Ziele. Das Saunieren stärkt die Abwehrkräfte und verbessert den Schutz vor chronischen Erkrankungen und Erkältungen.

Geht es um den Vergleich Babyschwimmen und Babysauna, kann es also keinen Sieger oder Verlierer geben. Ganz im Gegenteil. Es spricht nichts dagegen, beides zu kombinieren.

Fazit

Babysauna ist kein neumodischer Wellness-Trend, sondern tatsächlich förderlich für die Gesundheit. Wichtig ist, dass das Baby, Kleinkind oder Kind gesund ist, langsam ans Schwitzen herangeführt wird und kindgerecht sauniert wird.

Quellen
[1] Rissmann, A & Al-Karawi, J & Jorch, Gerhard. (2002). Infant’s Physiological Response to Short Heat Stress During Sauna Bath. Klinische Pädiatrie. 214. 132-5. 10.1055/s-2002-30149.
[2] Jokinen E, Välimäki I, Antila K, Seppänen A, Tuominen J. Children in sauna: cardiovascular adjustment. Pediatrics. 1990 Aug;86(2):282-8. PMID: 2371104.

Foto: Depositphotos.com – Tverdohlib.com

TOP