Finnische Tradition „Wellness vor dem Holzofen“
Ihren Ursprung hat die Rauchsauna, die auch Savussauna genannt wird, in Finnland. Hier wurden die ersten Exemplare in Form von Holzhütten, die nur grob zusammengezimmert waren, schon vor mehr als 2.000 Jahren gebaut. In dieser Rauchsauna befand sich eine Feuerstelle, in der Holzscheite als offenes Feuer brannten und in der Steine erhitzt wurden, bis sie glühten. Den dabei entstandenen heißen Rauch nutzte man damals, um sich zu wärmen. Doch auch in Ausnahmesituationen, wie zum Gebären, bei Krankheit oder zum Sterben, ja sogar zur Haltbarmachung von Fleisch durch Räuchern nutze man die Hütte. Abgezogen ist der Rauch nach oben hin durch ein offenes Loch, das sich in der Decke befand. Einen Schornstein kannte man damals noch nicht.
Auch noch heute sind in Finnland viele dieser Rauch Saunas aktiv. Hier wird von begeisterten Saunagängern die tief verwurzelte, kulturelle Tradition gelebt und die authentischen Erfahrungen der Vorfahren genossen. In Schwellensituationen des Lebens, wie vorab genannt, wird eine Rauchsauna jedoch nicht mehr genutzt. Lediglich die Tradition des Fleischräucherns zu besonderen Anlässen oder Feiertagen ist in Finnland noch weit verbreitet. Die wohl größte aktive Rauchsauna der Welt, eine ehemalige Holzfällerhütte, in der 70 Personen Platz nehmen können, steht in Rauhalahti in der Nähe der Stadt Kuopio in Ostfinnland.
Die Bauweise einer Rauchsauna
An der Art und Weise des Baus einer Savussauna hat sich gegenüber dem Standardbau über die Jahrhunderte hinweg kaum etwas verändert. Auch heute noch ist die Rauchsauna eine im Freien stehende Holzhütte. In diesem rechteckigen Raum befindet sich meist in der Mitte eine Feuerstelle (Saunaofen), in der durch Verbrennen von natürlichem Holz Rauch entsteht, der eine Vielzahl von darüber angeordneten Steinen erhitzt. Der Rauch strömt durch die Steine hindurch nach oben und erhitzt dabei die Temperatur des Raumes. Als Rauchabzug dient ein Loch, das sich meist über der Feuerstelle in der Decke des Raumes befindet. Es gibt aber auch RauchSaunas, bei denen der Rauch zum Aufheizen der Hütte vier bis acht Stunden in dem Raum bleibt und erst danach über seitliche Öffnungen ins Freie geleitet wird. Ein Abzugsrohr sucht man hier genauso vergebens, wie moderne Konstruktionen und innovative Saunatechnologien. Auf halber Höhe sind Sitz- und Liegebänke angebracht.
Natürlich kann man sich auch eine Rauchsauna im eigenen Garten selbst aufstellen. Allerdings gilt dies aufgrund der deutschen Brandschutzvorschriften in Deutschland nicht. In Deutschland darf man eine Rauchsauna nicht betreiben. Aber auch in Finnland müssen heute die RauchSaunas den gültigen Brandschutzrichtlinien entsprechen und dürfen nur nach neuen Bautechniken und mit modernen Baustoffen gefertigt werden. Grundsätzlich ist die Sauna auf ein entsprechendes Fundament aus Beton zu setzen. Die Wände für die Holzhütte mit Struktur müssen vorkonfektioniert und feuerfest sein. Für die Bedachung sind Schindeln oder Teerpappe und für die Sitzbänke stabile Holzbretter auszuwählen. Bei dem Saunaofen sollte es sich um einen Specksteinofen ohne Mörtel-Verarbeitung handeln.
Da die originalen RauchSaunas keine separaten Aus- und Anziehräume haben, befinden sich in der Nähe sehr oft sogenannte Holzfällerhütten oder Nebengebäude, in denen die Saunagäste vor und nach dem Saunagang betreut und versorgt werden.
Die Funktionsweise einer Rauchsauna
Bevor mit dem Saunagang begonnen werden kann, ist die Sauna vorzubereiten. Dazu gehört das Ritual der Säuberung der Rauchsauna, bei der der Fußboden und die Sitzbänke gründlich durch Abspülen mit Wasser von dem Ruß des letzten Saunabetriebs befreit werden. Auch das Aufheizen der Hütte gehört genauso dazu, wie das Bereitstellen der benötigten Utensilien und Wasser. Der Fußboden und die Sitzplattformen müssen vor jedem neuen Saunabetrieb hygienisch einwandfrei sein. Die Vorbereitung der Rauchsauna wird meist von der ganzen Familie durchgeführt und gleicht, wie auch der Saunagang selbst, einem traditionellen, friedvollen Ritus.
Wie bereits erwähnt, funktioniert die Rauchsauna nach einem sehr einfachen Prinzip, und zwar durch Erhitzen der Raumtemperatur durch Rauch, der beim Verbrennen von unbehandelten Holzscheiten besten Holzes im offenen Feuer entsteht. Dieser Rauch durchströmt eine Vielzahl von Steinen, die sich über dem Feuer befinden, in Richtung Decke. Entweichen kann der Rauch durch ein einfaches Loch in der Decke, durch seitliche Öffnungen oder durch die geöffnete Tür der Hütte. Sind diese Steine heiß, dann hat sich der Rauch in der gesamten Hütte verteilt. Die Raumtemperatur liegt bei maximal 80 Grad Celsius, der Raum ist wohlig warm und von einem angenehmen Raucharoma durchzogen. Nach dieser Aufheizphase, die sich über mehrere Stunden, bei größeren Saunas sogar bis zu einem halben Tag hinziehen kann, sieht die Hütte aufgrund des Rauches und vom Ruß recht schwarz aus.
Die Wirkung einer Rauchsauna
Die Rauchsauna wird in Finnland auch heute noch als ein Ort der körperlichen und geistig-spirituellen Reinigung angesehen und ist nach wie vor bei den Finnen Bestandteil ihres täglichen Lebens. Wie in einer herkömmlichen Sauna kommt man auch in der Rauchsauna ins Schwitzen. Dieser Effekt, der durch Übergießen der erhitzten Steine mit Wasser noch aktiv unterstützt werden kann, wirkt sich positiv auf die Körperreinigung und das allgemeine Wohlbefinden aus.
Besonders der während des Brennvorganges entstandene Rauch hat auf den Organismus eine entschlackende, desinfizierende und reinigende Auswirkung. Aber auch der Ruß ist reinigend, er weist jedoch noch antibakterielle Eigenschaften auf. All dies sind Charakteristika, die die Immunabwehr stärken, sich positiv auf das Nervensystem auswirken, den Körper entgiften und Muskeln entspannen. Kurz: Ein Besuch der Rauchsauna ist ein regenerierendes Ereignis, das hilft, neben der Körperhygiene die Gesundheit aufrechtzuerhalten und die emotionale und geistige Lebenskraft positiv zu beeinflussen.
Sehr positiv wird empfunden, sich nach jedem Saunagang abzukühlen. Das kann sowohl an der frischen Luft oder durch Eintauchen in kaltes Wasser, beispielsweise einem natürlichen Gewässer (See, Fluss etc.) oder einem Wasserbecken (Pool) geschehen. Ein besonderes Highlight ist im Winter, wenn man sich nach dem Saunieren kurz in den Schnee legt.
Allerdings sollte die milde Wärme und die von Ruß geprägte Atmosphäre in Rauchsaunas nur von agilen Menschen, ganz gleich ob älter oder Kinder, genutzt werden. Menschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind, ist anzuraten, zur Abklärung eventueller Risiken vor dem Saunabesuch einen Arzt zu konsultieren.
Fazit
Die Rauchsauna ist seit mehr als 2.000 Jahren bis heute Bestandteil der traditionellen Kultur in Finnland. Es ist ein Ritual, das auch noch in der heutigen Zeit in vielen Familien und im Freundeskreis ausgeübt wird und das schon seit Generationen. In der Savussauna, wie die Rauchsauna auch genannt wird, ist es möglich, die Hektik des Alltags zu vergessen und wieder zur inneren Ruhe zu gelangen. Die Vorteile der Rauchsauna liegen in der Reinigung des Körpers durch Schwitzen und Waschen, der Entgiftung und Entschlackung des Organismus und deren Auswirkungen auf Geist und Seele, die Gesunderhaltung des Körpers und die Kräftigung des Immun- und Nervensystems sowie der meditative Effekt durch den recht zeitaufwendigen, wenn auch einfachen Ritus. Ein natürliches Saunaerlebnis ohne künstliche Zusätze das, so auch heute noch in Finnland ein Volksglaube, Missgeschicke durch den „Geist der Rauchsauna“ abwendet und das Glück ins Haus bringt, das ist ein Saunagang in der Rauchsauna.
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