Was ist Tradition in der Sauna und wie sieht es mit den regionalen Unterschieden aus?
Der Besuch der Sauna unterliegt regionalen Gewohnheiten und Bräuchen. Was in dem einen Land Sitte ist, kann in einem anderen Land Kopfschütteln oder Empörung hervorrufen.
In Finnland gehört die Sauna wohl wie in keinem anderen Land zum normalen Alltag dazu. Wird jemand zum Saunieren eingeladen, so kann dies als Zeichen für Vertrauen gedeutet werden. Diese Einladung abzulehnen färe ein großer Faupax. Sie riskieren im schlechtesten Fall, das Ihr Gastgeber schwer beleidigt ist.
Auch ist es in Finnland selbstverständlich, dass mit Geschäftsleuten in die Sauna gegangen wird. Nicht wenige Besprechungen oder Geschäftsabschlüsse werden in der Sauna durchgeführt. Für ausländische Geschäftsleute ist das oftmals etwas befremdlich. Finnen werden von klein auf an die Sauna gewöhnt, denn die Babys nehmen ebenfalls Teil am Saunagang. Und auch zum Weihnachtsfest gehört das Saunieren zum festlichen Akt.
Bei den Finnen ist die Savusauna (Rauchsauna) eine Tradition. Dabei wird mit einem offenen Holzofen geheizt, der ohne Schornstein funktioniert. Der Rauch zieht dann durch den Raum und entfleucht durch Löcher, die sich in den Wänden und am Dach befinden. So sitzt man nicht in einem dichtem Rauch, sondern dieser zieht an den Wänden entlang. Zur Rauchsauna gehört der Aufguss. Derjenige, der sich nebem einem Eimer mit Wasser befindet, muss ab und zu mit einem Aufgusslöffel etwas Wasser auf den Ofen geben. Dadurch wird die Hitze verstärkt. Mit diesem Aufgusswasser kann sich aber auch selbst abgekühlt werden. In das Wasser werden Duftöle gegeben. Zum Brauch zählt auch der Birkenzweig, der mit in die Sauna genommen wird. Mit diesem Zweig wird sich selbst oder den Sitznachbarn beklopft. Dieses Beklopfen hat einen ähnlichen Effekt wie eine Massage. Zudem halten sich die Finnen an keine festen Zeiten für den Saunagang. Jeder macht es so, dass er sich wohlfühlen kann.
In Russland heißt die Sauna „Banja“. In ihr ist es üblich Geschäfte abzuschließen und zu verhandeln. Die Banja ist also keine Maßnahme, die der reinen Entspannung dient, sondern sie ist gleichfalls ein Ort für Problemlösungen. Bestehen Konflikte, so wird in die Banja gegangen, um diese Konflikte zu lösen. Diese Bräuche werden dabei nicht nur in der privaten Sauna ausgeführt, sondern sind auch Bestandteil der öffentlichen Saunen. Auch zur Banja gehört der Aufguss, dem in Russland ein Schuss Bier oder Wodka zugegeben wird.
Nicht in jedem Land ist es üblich, nackt in die Sauna zu gehen. So finden sich in Südeuropa kaum Saunen, die textilfrei betreten (vgl. dazu Sauna Niederlande textilfrei) werden dürfen. Hier sauniert man in Badebekleidung und das auch getrennt vom anderen Geschlecht. Genau so wird in Frankreich und England sauniert. In Spanien sind dabei die Temperaturen wesentlich niedriger als es beispielsweise in Finnland oder Russland der Fall ist. In Guatemala und Mexiko gibt es eine Form, die nicht der Entspannung dient, sondern der Heilung. Diese Form nennt sich Temazcal und findet in recht kleinen Räumen statt, in der maximal zehn Personen Platz finden können.
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