Schwitzhütte bauen & Ablauf

Schwitzhütte

Saunieren wie ein Indianer

Spätestens seit dem Hollywood Blockbuster „The Revenant – Der Rückkehrer“ sind viele Menschen zumindest oberflächlich mit dem Konzept der Schwitzhütte vertraut. So wird der schwer verwundete Protagonist hier durch einen befreundeten Indianer in eine Schwitzhütte gebracht und kann neue Energie finden, um seine Reise fortzusetzen. Es ist aber kein Gang ins Kino oder ein Blick in ein Geschichtsbuch nötig, um auf Schwitzhütten zu treffen. Stattdessen werden diese auch heute noch weltweit gebaut und genutzt. Doch was ist eine Inipi Schwitzhütte eigentlich genau, welche kulturelle Geschichte verbirgt sich dahinter und wie nutzt und baut man sie heute am besten?

Die Inipi Schwitzhütte : Definition und Geschichte

Wenn sich im Folgenden mit Schwitzhütten auseinandergesetzt wird, so beziehen sich diese Ausführungen auf die Inipi Schwitzhütten der Lakota. Die Lakota sind ein Stamm der Sioux, der ursprünglich die Region des heutigen Dakota in den USA bevölkerte. Sie waren vor allem für ihre reiche Kultur und Tradition bekannt, darunter auch die Inipi Schwitzhütte. Der Name „Inipi“ entstammt entsprechend auch der Sprache der Lakota und heißt so viel wie „wo sie schwitzen“.

Bei der Schwitzhütte selbst handelt es sich um eine niedrige Hütte mit Kuppelform, welche ausschließlich aus natürlichen Materialien und damit in der Regel Holz besteht. Über dieses Holzkonstrukt werden Decken oder vor allem früher auch Tierfelle gelegt, um eine Abdichtung zu erreichen.

Die genaue Geschichte der Inipi Schwitzhütte kann aufgrund ihres Alters nicht mehr rekonstruiert werden. Allerdings werden in der mündlichen Erzähltradition der Lakota bis heute Legenden überliefert, wie es zur Entstehung der Hütte kam. So gab es der bekanntesten Erzählung nach, einen Jungen, den so genannten „Steinjungen“. Dieser Junge war bereits bei der Geburt mit großer Weisheit gesegnet. Nachdem er mit ansehen musste, wie seine Onkel durch einen bösen Schamanen verzaubert wurden und starben, baute er die erste Inipi Schwitzhütte, um sie zu retten und zurück ins Leben zu holen. Daraufhin begannen die Lakota, im ganzen Stamm Schwitzhütten einzusetzen, um die Gesundheit und den Zusammenhalt im Stamm zu stärken.

Abseits dieser Überlieferungen lässt sich die Geschichte der Schwitzhütten ab dem 19. Jahrhundert wieder genauer nachzeichnen. So tauchen die Inipi Schwitzhütten in vielen schriftlichen Berichten von Weisen auf, die mit der Kultur der Lakota in Kontakt kamen. Als die Lakota in den 1890er Jahren schließlich in die Reservate verdrängt wurden, kam es zu einem Verbot der Schwitzhütten. So war es nur der Linie des Woptura Clans zu verdanken, dass die heiligen Zeremonien und Praktiken in den Schwitzhütten nicht in Vergessenheit gerieten, sondern heimlich weiter praktiziert wurden, bis sie schließlich im Laufe des 20. Jahrhunderts legalisiert und wieder etabliert wurden.

Von da an verbreitete sich diese Tradition weltweit und es gibt heute in vielen Ländern Menschen, welche die Tradition der Inipi Schwitzhütten pflegen.

Die Zeremonie in der Inipi Schwitzhütte

Wie bereits beschrieben, konnte bis heute nicht nur der Aufbau, sondern auch das Ritual in der Inipi Schwitzhütte überliefert werden.

Bevor mit dem Ritual begonnen werden kann, wird die Schwitzhütte gegebenenfalls gebaut oder vorbereitet, das Feuer entzündet sowie alle Teilnehmer rituell durch eine Räucherung gereinigt. Anschließend legen alle Teilnehmer ihre Kleidung ab und haben die Möglichkeit, Opfergaben auf einem Altar zu hinterlassen. Diese erste Phase kann durch Gesänge und Trommeln begleitet werden.

Daraufhin betreten nach alter Tradition zunächst die Frauen, dann die Männer und zuletzt die Feuermacher die Hütte. Ursprünglich waren die Zeremonien nur Männern vorbehalten, im 20. Jahrhundert öffneten die Lakota ihre Tradition aber auch gegenüber Frauen.

Nach Betreten werden die ersten 7 Steine in der Mitte der Hütte platziert, die Tür fest verschlossen und die erste Runde des Inipi beginnt. Alle Teilnehmer sitzen dabei in einem Kreis rund um die heißen Steine, deren Anzahl im Laufe der Zeremonie erhöht wird. Geleitet wird die Zeremonie durch die Feuermacher.

Während die Hitze weiter steigt, stimmen die Feuermacher in einen Gesang ein und schütten Wasser über die heißen Steine. Den Teilnehmern steht es frei, ob sie in den Gesang einstimmen wollen oder aber sich nur in Stille dem Erlebnis öffnen. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass die Schwitzhütte im Gegensatz zu europäischen Saunagängen nicht verlassen wird. Stattdessen verbleiben alle Teilnehmer bis zum Ende des Rituals in der Hütte.

Die eigene Schwitzhütte – selbst bauen oder doch kaufen?

Da eine Schwitzhütte zumeist aus Holzruten besteht und wie beschrieben flexibel mit Decken oder Tierfellen abgedeckt wird, gibt es in Deutschland keinen kommerziellen Anbieter, welcher diese als fertiges Set verkaufen würde.

Privatpersonen, die sich an diesem Ritual versuchen wollen, haben also nur die Wahl, ob sie eine Inipi Schwitzhütte selbst bauen oder aber an einer öffentlichen Zeremonie teilnehmen wollen. Der Selbstbau gelingt sicher aufgrund der zahlreichen Bauanleitungen und Hinweise, die online leicht recherchiert werden können. Alternativ kann auch Kontakt mit Menschen aufgenommen werden, die bereits Erfahrung im Bau von Schwitzhütten haben. Mindestens ebenso interessant ist aber der Besuch einer öffentlichen Zeremonie, bei der das gesamte Ritual erlebt werden kann. Hier kann der Interessierte gleichzeitig noch Anregungen finden, wie die eigene Schwitzhütte konstruiert werden kann.

Das Baumaterial: Holz oder Lehm?

Die Frage nach dem Baumaterial lässt sich im Falle der klassischen Schwitzhütte schnell klären. So wird hier lediglich Holz verwendet. Der Einsatz von Lehm war aber in anderen Kulturen üblich, um ähnliche Schwitzhütten zu errichten. Hier seien exemplarisch die Dampfsaunen keltischer Stämme genannt, welche bis zum 19. Jahrhundert in Irland weit verbreitet waren. Während sie jedoch in ihrer Form den Inipi Schwitzhütten glichen, waren die irischen Schwitzhütten zumeist weit kleiner, so dass nur eine oder wenige Personen gleichzeitig an einer Sitzung teilnehmen konnten. Zudem wurden sie zur Heilung von Krankheiten eingesetzt und dienten weniger als spirituelles Erlebnis.

Temperatur in der Schwitzhütte

Die Temperatur in der Inipi Schwitzhütte ist nicht regulierbar. Zwar liegt sie in der Regel unterhalb jener in einer heißen Sauna. Jedoch verbringen die Teilnehmer einerseits mehr Zeit in der Schwitzhütte und werden andererseits mit den Dämpfen konfrontiert.

Die Regulation und die Aufenthaltsdauer sollten demnach vom körperlichen Befinden abhängig gemacht werden, da keine zentrale objektive Steuerung möglich ist.

Die Schwitzhütte bei Erkältung

Traditionell wurde dem Besuch der Schwitzhütte auch eine heilende Wirkung zugesprochen. Diese konnte bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass der Besuch eines Inipi Rituals bei einer gewöhnlichen Erkältung unbedenklich ist und eventuell auch förderlich sein kann.

Die passenden Steine

Die Auswahl geeigneter Steine ist vor Beginn des Rituals von entscheidender Bedeutung. Ansonsten besteht für alle Teilnehmer eine ernsthafte Verletzungsgefahr, da feuchte Steine und bestimmte Gesteinstypen durch die starke Erhitzung im Feuer explodieren können.

Geeignete Gesteinstypen wären beispielsweise Basalt und Granit, die Wärme gut aufnehmen und bei Erhitzung nicht zerbersten. Bevor man also seine eigene Inipi Schwitzhütte baut und Steine vor Ort nutzt, sollten dringend deren Materialeigenschaften bei Erhitzung abgeklärt werden.

Die richtige Kleidung

Wie bereits erwähnt ist es nach Tradition der Lakota üblich, die Schwitzhütte nur sehr leicht bekleidet zu betreten. Dies ist auch aus allein praktischen Gründen sinnvoll. So können Männer mit Shorts und einem leichten T-Shirt oder mit nacktem Oberkörper an der Zeremonie teilnehmen, wohingegen sich für Frauen leichte Kleider oder ein Rock mit Hemd anbieten.

Zu vermeiden sind Kleidungsstücke mit einem hohen Polyester Anteil, wie es beispielsweise auch bei Bademode der Fall wäre. Schließlich schwitzen alle Teilnehmer stark und die Haut könnte dann Schadstoffe aus der Kleidung aufnehmen. Zudem sollte die Kleidung über keine Reißverschlüsse oder Knöpfe verfügen, die sich im Laufe der Zeremonie stark erhitzen würden.

Insgesamt sind Inipi Schwitzhütten ein faszinierender Teil indianischer Geschichte, der es bis heute schafft, Menschen weltweit in seinen Bann zu ziehen. Getragen wird dieses Stück Kultur durch viele Begeisterte, die teils selbst die Lakota besucht haben und ihr Wissen in der Praxis oder online weitergeben. Wer sich demnach für diese Thematik interessiert und mehr über die Inipi Schwitzhütten, deren Bau, die Community in Deutschland oder Geschichte wissen will, könnte seine Recherche auf folgenden Seiten starten.

Quellen:

en.wikipedia.org/wiki/Sweat_lodge
www.die-inipi.de
www.schamanische-therapie.info/inipi.html

Foto: Depositphotos.com – Bertl123

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